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Team

Prof. Dr. Annette Kehnel

Prof. Dr. Annette Kehnel
Lehr­stuhl­inhaberin
Seit Oktober 2021 Prorektorin für Studium und Lehre
Universität Mannheim
Lehr­stuhl für Mittelalterliche Geschichte
L 7, 7 – Raum 107
68161 Mannheim
Sprechstunde:
Donnerstangs von 10:15–11:15 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Ausfalltermin: 16.05.
(Um Voranmeldung per E–Mail im Sekretariat wird gebeten).

Zur Person

  • Biografie

    Annette Kehnel ist seit 2005 Inhaberin des Lehr­stuhls für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Mannheim. Sie studierte Geschichte und Biologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, in Somerville College Oxford und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Promotions­studium am Trinity College Dublin (PhD 1995) lehrte und forschte sie zunächst an der LMU München, dann an der TU Dresden, wo sie sich im Jahr 2003 habilitierte.

    Annette Kehnel arbeitet international vergleichend, hielt Gastprofessuren und verbrachte Forschungs­aufenthalte u.a. in Paris, Oxford, Bogota, Beijing, Jerusalem, Fribourg/Schweiz, Cambridge, Poitiers und Vancouver.

    Sie hatte verschiedene Ämter an der Universität Mannheim inne, war u.a. Prodekanin und Dekanin der Philosophischen Fakultät (2010–2014), Ombudsperson für den wissenschaft­lichen Nachwuchs und Vorständin der Ekkehard Stiftung. Seit 2021 ist sie als Prorektorin der Universität Mannheim, zuständig für den Bereich Studium und Lehre.

  • Forschung

    Was machen Historikerinnen und Historiker im 21. Jahrhundert? Welchen Beitrag leisten sie zur Gestaltung der gewaltigen Herausforderungen und Transformations­prozesse in Folge des globalen Klimawandels? Annette Kehnel bietet mit ihren epochen­übergreifenden Forschungs­projekten eine Horizonterweiterung. Sie fordert den Abschied von der „hic-et-nunc“-Perspektive der Gegenwart zugunsten nachhaltiger und langfristiger Denk­modelle und Handlungs­muster. Denn Geschichte schult den Möglichkeits­sinn.

    Ausgehend von ihren frühen Forschungen zur Geschichte mittelalterlicher Klöster und Orden in Irland, Italien und England rekonstruiert sie „Kulturen der Nachhaltigkeit“ in vormodernen Gesellschaften, und zeigt, wie im Zusammenspiel zwischen Kultur, Religion und Wirtschaft Verhaltensweisen und Handlungs­muster tradiert werden, die wir heute als nachhaltig bezeichnen würden.

    • DFG-Projekt „Kleinkredit und Markt­teilhabe“

    Wie wurde das Bewusstsein für soziale Nachhaltigkeit in den wirtschaft­lich florierenden Städten Oberitaliens gefördert? Um die Menschen auf der Schattenseite des spätmittelalterlichen Wirtschafts­wachstums nicht zu verlieren, haben die Stadträte Pfandleihanstalten gegründet, die wir heute Mikrokreditbanken nennen würden. Man organisierte Zugang zu Kapital und damit die Möglichkeit der Markt­teilhabe, nicht über Almosen, sondern durch Kleinkredite. Als Kreditsicherung akzeptierte man Pfänder und sicherte so den langfristigen sozialen Zusammenhalt (siehe Tanja Skambraks' Werk).

    • „Female Economy“

    Frauen wurden lange Zeit übersehen. Sie sind ein blinder Fleck der Forschung. Eine Fallstudie zur südfranzösischen Stadt Montpellier untersucht die Rolle der Frauen als Vertrags­partnerinnen, Investorinnen und Erbinnen in Handels­geschäften, Kaufverträgen und Testamenten (siehe Verena Wellers Projekt).

    Auch Nonnen haben eigenständig gewirtschaftet. Derzeit wird eine Reihe bisher unbearbeiteter Rechnungs­bücher aus mittelalterlichen Frauenklöstern in Kirchheim/Teck, Günterstal bei Freiburg und Klosterneuburg  gemeinsam mit Studierenden und in Zusammenarbeit mit Maria Magdalena Rückert (Archivdirektorin, Staats­archiv Ludwigsburg) transkribiert und ausgewertet.

    • Nachhaltigkeit

    Commons

    Wie lassen sich kollektive Ressourcen, die allen gehören und nur gemeinsam genutzt werden können nachhaltig nutzen, ohne dass wir sie zerstören? Wie teilt man Atmosphäre, Grundwasser, Boden, Ozeane und Regenwälder gerecht und nachhaltig? Die Bodenseefischer im Mittelalter und der Frühen Neuzeit machen es vor und bestätigen die Forschungen der Nobelpreisträgerin Elionor Ostroms.

    Nachhaltige Architektur

    „Cities of Ladies“ – die im späten 13. Jahrhundert erstmals gegründeten Beginenhöfe sind ein Beispiel für nachhaltige und langlebige Architektur, die gut altert und für Nutzungs­änderungen geeignet ist (siehe Vittorio Lampugnani, Architekt, ETH Zürich / Harvard).

    Minimalismus

    „Small is beautiful“ (1972) – E. F. Schumachers Plädoyer für die Rückkehr zum menschlichen Maß, das Bedürfnis nach weniger statt immer mehr, scheint ein steter Begleiter der Menschen und lässt sich bis in die griechische Antike zurückverfolgen.

    All diese Aspekte bearbeitet Annette Kehnel in ihrem Buch "Wir konnten auch anders. Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit“.

    „Wir konnten auch anders“ wurde mit dem NDR Sachbuchpreis 2021 ausgezeichnet und war im Herbst 2021 auf der Spiegel Bestseller Liste. Es wurde ins Koreanische, Arabische und Niederländische übersetzt. Die englische Ausgabe erscheint im Herbst 2024 bei Profile Books, London.


Veröffentlichungen

  • Kehnel, A. (2014). Vom Rossopfer zur Kaiserkrönung? In , Grenzen des Rituals : Wirkreichweiten – Geltungs­bereiche – Forschungs­perspektiven ; [Tagung „Die Grenzen des Rituals“, in Heidelberg, (27. bis 29. Januar 2011)] (S. 255–289). Norm und Struktur, Böhlau: Köln [u.a.].
  • Kehnel, A. (2005). Alter – Stigma – Charisma. In , Charisma und religiöse Gemeinschaften im Mittelalter (S. 45–52). Vita regularis, LIT-Verl.: Münster.