Prof. Dr. Julia Angster

Prof. Dr. Julia Angster

Lehr­stuhl­inhaberin
Universität Mannheim
Neuere und Neueste Geschichte
L 7, 7 – Raum 203
68161 Mannheim
  • Sprechstunde

    In der Vorlesungs­zeit im FSS 2024 finden die Sprechstunden von Prof. Dr. Julia Angster nach Vereinbarung per Email am Donnerstag, 15:30 Uhr bis 16:30 Uhr in Raum 203, L 7, 7, statt. Am 22.02. und 07.03. fällt die Sprechstunde von Prof. Dr. Julia Angster allerdings wegen dienstlicher Verpflichtungen aus. 


Arbeits­schwerpunkte und Interessen

Ihre Arbeits­schwerpunkte liegen auf der Geschichte des modernen Nationalstaats, der Europäischen Expansion und insbesondere des Britischen Empire im 18. und 19. Jahrhundert, den transatlantischen Beziehungen während des Kalten Krieges, der Politik- und Gesellschafts­geschichte der Bundes­republik Deutschland, der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und der Gewerkschaften sowie der Exil- und Remigrations­forschung.

Besonderes Interesse gilt derzeit dem Zusammenhang zwischen der Ebene der globalen und der nationalen Geschichte vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Hierzu gehören die Geschichte der europäischen Expansion im langen 19. Jahrhundert und der Entstehung der modernen Nationalstaaten in Europa; aber auch die sich wandelnde Rolle nationalstaatlicher Politik vor dem Hintergrund der Globalisierung seit dem späten 20. Jahrhundert.

  • Aktuelle Forschungs­interessen

    Ein in Planung befindliches Projekt widmet sich dem Wandel von Staats­denken, staatlicher Praxis und nationalen Handlungs­spielräumen unter den Bedingungen der Globalisierung vom Beginn der Hochmoderne um 1860 bis zum frühen 21. Jahrhundert. Das Projekt will die seit 1990 verbreitete Diagnose vom Verlust politischer Steuerungs­fähigkeit des Nationalstaats durch Globalisierungs-prozesse aus historischer Perspektive untersuchen.

  • Dissertation

    Konsenskapitalismus und Sozialdemokratie. Die Westernisierung von SPD und DGB, (Ordnungs­systeme, Bd. 13) Oldenbourg Verlag, München 2003.

    Die Studie untersucht den Wandel im politischen Denken und im Selbstverständnis der westdeutschen Arbeiterbewegung zwischen Mitte der 1940er und Mitte der 1960er Jahre. Die SPD wandelte sich in dieser Zeit von der proletarischen Klassenpartei zur linken Volkspartei, von der Systemopposition zur Regierungs­partei in einer Großen Koalition. Zugleich begannen auch die westdeutschen Gewerkschaften, sich nicht mehr als antikapitalistische „Gegenmacht”, sondern als Interessenverbände der Arbeitnehmer­schaft innerhalb der markt­wirtschaft­lichen Ordnung zu verstehen, deren Aufgabe es war, mit den Interessenvertretern der Arbeitgeber­schaft zu verhandeln. Gefragt wird nach der Bedeutung, die Exilerfahrungen und Kontakte zwischen der westdeutschen und der amerikanischen Arbeiterbewegung für diesen Wandel hatten. Es geht im Grunde um eine transnationale Geschichte des Godesberger Programms.

    Dieser Wandel wird als „Westernisierung” beschrieben, als Prozess interkulturellen Transfers. Westernisierung meint die Verbreitung angelsächsisch-westlicher Werte, wie etwa ein pluralistisches Gesellschafts­bild, ein liberaldemokratisches Politikverständnis, der Schutz der Rechte des Individuums vor dem Staat sowie des Privateigentums, in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, vor allem durch meinungs­bildende Eliten, durch Intellektuelle und Publizisten, oder durch Funktionäre in Parteien und Verbänden. Damit ist aber keine einfache Übernahme solcher Ordnungs­vorstellungen impliziert, sondern ein Prozess der Anverwandlung oder Akkulturation – so wird aus dem DGB eben keine Gewerkschafts­organisation nach amerikanischem Muster.

  • Habilitation

    Erdbeeren und Piraten. Die Royal Navy und die Ordnung der Welt 1770-1860, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012 (2. Auflage 2012).

    Das Buch untersucht den Beitrag der Royal Navy zur weltweiten Durchsetzung einer europäischen Rechts- und Eigentumsordnung. Die Royal Navy war im frühen 19. Jahrhundert auf allen Weltmeeren präsent. Sie war nicht nur ein Instrument der Seekriegsführung, sondern auch dafür zuständig, die Wildnis Tasmaniens in einen Garten zu verwandeln und den malaysischen Piraten die Landwirtschaft nahezubringen. Die Vermessung der Welt, die “Verbesserung” der Natur und die Eingriffe in die Rechts­svorstellungen und Lebens­weisen anderer Kulturen waren teil einer globalen, maritimen Ordnugspolitik, die die Grundlage für Großbritanniens imperiale Weltmachtstellung im 19. Jahrhundert legte. Diese Form der Machtpolitik basierte vor allem auf der Aneignung und Anwendung von Wissen. Das Buch ist die erste deutschsprachige Studie zur Rolle der Royal Navy in der europäischen Übersee-Expansion des 18. und 19. Jahrhunderts.

  • Lebens­lauf

    Prof. Dr. Julia Angster, Jg. 1968, ist seit 2012 Inhaberin des Lehr­stuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim.

    seit 2012W3-Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim
    2010 – 2012W3-Professorin für die Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas an der Universität Kassel
    2008 – 2010Lehr­stuhl­vertretungen in Marburg, an der Humboldt-Universität Berlin und in Mannheim
    2008Habilitation in Tübingen zur maritimen Ordnungs­politik der Royal Navy in Übersee im 18. und 19. Jahrhundert
    2005/06Wissenschaft­liche Mitarbeiterin am GHIL London
    1995 – 2007Wissenschaft­liche Mitarbeiterin bzw. Assistentin am Seminar für Zeitgeschichte in Tübingen
    2000Promotion in Tübingen mit einer Arbeit zur Westernisierung von SPD und DGB (Promotions­preis der Universität Tübingen)
    1994 – 1996Promotions­stipendiatin der Studien­stiftung des deutschen Volkes
    1988 – 1994Stipendiatin der Studien­stiftung des deutschen Volkes
    1987 – 1994Studium der Geschichte und Politik­wissenschaft in Tübingen und Oxford (St. John’s College)
  • Publikationen

    Monographien

    Aufsätze/Beiträge

    • Globalisierung als Bedrohung der Demokratie?, in: Paul Nolte/ Martina Steber (Hg.), Stabilitäten und Unsicherheiten. Neue Perspektiven auf die bundes­republikanische Demokratie (= Rhöndorfer Gespräche), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, i.E. 2022.
    • John Robert Seeley. The Expansion of England (1883), in: Manfred Brocker (Hrsg.): Geschichte des politischen Denkens III, Suhrkamp Verlag, Berlin 2021, S. 639–653.
    • Forum: Nation: J. Angster: Das Ende der Selbstverständlichkeit. Zum Bedeutungs­verlust des nationalen Denkrahmens in der deutschen Geschichts­wissenschaft, in: H-Soz-Kult, 08.09.2021, <www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-5254>.
    • Das Ende des Konsensliberalismus. Zur Erosion einer Werteordnung „nach dem Boom“, in: Christian Marx/Morten Reitmayer, Hrsg.: Die offene Moderne. Gesellschaften im 20. Jahrhundert, Festschrift für Lutz Raphael, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, S. 189–213.
    • Staats­bürgerschaft und die Nationalisierung von Staat und Gesellschaft, in: dies./Dieter Gosewinkel/Christoph Gusy: Staats­bürgerschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Veröffentlichung aus dem Arbeits­kreis für Rechts­wissenschaft und Zeitgeschichte an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Mohr Siebeck, Tübingen 2019, S. 79–144.
    • Nationalgeschichte und Globalgeschichte. Wege zu einer “Denationalisierung” des historischen Blicks, in: APuZ 48/2018, 26. November 2018, S. 9–16.
    • Politischer Liberalismus und gesellschaft­licher Wandel zwischen 1960 und 1990, in: Eckart Conze u.a., Hrsg.: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 29 (2017), S. 89–108.
    • Staats­denken und politische Praxis. Die amerikanischen Gewerkschaften zwischen voluntaristischer Staats­ferne und sozialliberalem Lobbyismus, in: Michael Ruck, Hrsg.: Gegner – Instrument – Partner. Gewerkschaft­liche Staats­verständnisse vom Industrialismus bis zum Informations­zeitalter. (Reihe Staats­verständnisse), Baden-Baden (Nomos) 2017, S. 245–265.
    • Sea Power and Informal Empire: Great Britain and the World after the Seven Years War, in: Ute Planert/James Retallack, Hrsg.: Decades of Reconstruction: Postwar Societies, State-Building, and International Relations, from the Seven Years‘ War to the Cold War, Cambridge University Press, Cambridge 2017, S. 31–49.
    • Amerikanisierung, in: Staats­lexikon der Görres-Gesellschaft, 8. Aufl., Freiburg 2017.
    • Instrument des Klassenkampfs oder totalitäres Regime:?Amerikanische und deutsche Deutungen des Nationalsozialismus und der Wiederaufbau der deutschen Gewerkschaften, in: Stefan Berger, Hrsg.: Gewerkschafts­geschichte als Erinnerungs­geschichte. Der 2. Mai in der gewerkschaft­lichen Erinnerung und Positionierung, (Veröffentlichungen des Instituts für Soziale Bewegungen, Bd. 60), Klartext, Essen 2015, S. 93–111.
    • Der Wiener Kongress und die Internationale Ordnung, in: Daniel Brühlmeier, Hrsg.: Zürich und der Wiener Kongress, Zürich 2015.
    • Entgrenzung und Einhegung. Die Erkundungs­fahrten der Royal Navy im 18. und 19. Jahrhundert, in: Hiram Kümper/Nicolai Hannig, Hrsg: Abenteuer: Paradoxien zwischen Sicherheit und Ausbruch, Schöningh, Paderborn 2015, S. 105–126.
    • Kurt Schumacher (1895-1952): Der unbeugsame Deutsche, in: Ines Mayer/Reinhold Weber, Hrsg.: Menschen, die uns bewegten. 20 deutsche Biographien im 20. Jahrhundert, Stuttgart 2014, S. 124–131.
    • Eine transnationale Geschichte des Godesberger Programms, in: Werner Kremp, Hrsg.: Am Sternenbanner das Geschick der Arbeiterklasse. 150 Jahre Beziehungen zwischen deutscher Sozialdemokratie und den USA, Trier 2013, S. 183–203.
    • Artikel ‚Nation und Europa‘, in: Martin Große Hüttmann/Hans-Georg Wehling, Hrsg: Das Europalexikon. Begriffe, Namen, Institutionen Bonn 2009.
    • ‘The Older and Stronger Firm’: German Perceptions of Britain as a World Trading and Imperial Nation, in: Arnd Bauerkämper/Christiane Eisenberg, Hrsg.: Britain as a Model of Modern Society? German Views, Augsburg 2006, S. 134–146.
    • Der „bayrische Attlee“: Waldemar von Knoeringen und die Westernisierung, in: Helga Grebing/Dietmar Süß, Hrsg: Waldemar von Knoeringen (1906 – 1971): Ein Erneuerer der deutschen Sozialdemokratie. Reden, Aufsätze, Briefwechsel und Kommentare zu Leben und Wirken, Berlin 2006.
    • “The Finest Labor Network in Europe”: American Labour and the Cold War, in: Helen Laville/Hugh Wilford, Hrsg.: The US Government, Citizen Groups, and the Cold War: The State-Private Network, London 2006, S. 100–115.
    • Vier Kapitel in: Edgar Wolfrum, Hrsg.: Die Deutschen im 20. Jahrhundert, Wissenschaft­liche Buch­gesellschaft, Darmstadt 2004: Ankunft im Westen: Die Bundes­republik Deutschland (S. 26–39); Die Amerikanisierung der Bundes­republik (S. 77–88); Wirtschafts­wunder und Wohlstands­gesellschaft in der Bundes­republik (S. 123–133); Liberalisierung der Lebens- und Umgangsformen: ’68 und die Folgen im Westen (S. 167–180).
      Rezension von Martin Sabrow
    • Vom Zahlabend zum neuen Stil. Spitzenfunktionäre und die „Rundumerneuerung“ der SPD in den fünfziger Jahren, in: Till Kössler/Helke Stadtland, Hrsg.: Vom Funktionieren der Funktionäre. Politische Interessenvertretung und gesellschaft­liche Integration in Deutschland nach 1933 (Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Schriftenreihe B: Darstellungen, Bd. 30), Essen 2004, S. 203–220.
    • Der neue Stil. Die Amerikanisierung des Wahlkampfs und der Wandel im Politikverständnis bei CDU und SPD in den 1960er Jahren, in: Matthias Frese/Julia Paulus/Karl Teppe, Hrsg.: Demokratisierung und gesellschaft­licher Aufbruch. Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundes­republik, Paderborn u.a. 2003, S. 181–204.
    • The Westernization of the Political Thought of the West German Labor Movement, in: Jan-Werner Müller, Hrsg.: German Ideologies since 1945: Studies in the Political Thought and Culture of the Bonn Republic, New York-Houndsmills, Basingstoke (Palgrave) 2003, S. 76–98.
    • ‘Westernisierung’, in: Michael Behnen, Hrsg.: Lexikon der deutschen Geschichte 1945-1990, Kröner Verlag, Stuttgart 2002, S. 659f.
    • ‘Umerziehung’, in: Michael Behnen, Hrsg.: Lexikon der deutschen Geschichte 1945-1990, Kröner Verlag, Stuttgart 2002, S. 605f.
    • „Parteipolitische Diskussionen gehören nicht in die Gewerkschaft“. Kuno Brandel und die Gewerkschafts­zeitung Metall 1949-1961, in: Claus-Dieter Krohn/Axel Schildt, Hrsg.: Zwischen den Stühlen? Remigranten und Remigration in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit, Hamburg 2002, S. 267–293.
    • „Safe By Democracy“. American Hegemony and the Westernization of West German Labor, in: Bernd W. Kubbig, Hrsg.: Toward a New American Century? The US Hegemon in Motion. Amerika­studien/ American Studies, 46/2001, S. 557–572.
    • Vom Klassenkampf zur Tarif­partnerschaft. Westernisierung in SPD und DGB 1940-70, in: Vorgänge 40/2001, S. 41–50.
    • The Westernization of the German Labor Movement. Cultural Transfer and Transnational Network Politics in the 1940s and 1950s. Beitrag zur Konferenz „The American Impact on Western Europe: Americanization and Westernization in Transatlantic Perspective“ des German Historical Institute Washington, D.C., März 1999.
    • Der Zehnerkreis. Remigranten in der westdeutschen Arbeiterbewegung der 1950er Jahre, in: Exil, 18. Jg., 1/1998, S. 26–47.
    • Wertewandel in den Gewerkschaften. Zur Rolle gewerkschaft­licher Remigranten in der Bundes­republik der 1950er Jahre, in: Claus-Dieter Krohn/Patrik von zur Mühlen, Hrsg.: Rückkehr und Aufbau nach 1945. Deutsche Remigranten im öffentlichen Leben Nachkriegsdeutschlands, Marburg 1997, S. 111–138.
    • Beitrag zu: Doering-Manteuffel, Anselm, in Verbindung mit Julia Angster, Michael Hochgeschwender, Gudrun Kruip und Thomas Sauer: Dimensionen von Amerikanisierung in der deutschen Gesellschaft, in: Archiv für Sozialgeschichte 35/1995, S. 1–34.

    Herausgeberschaften

    Reihenherausgeberschaften

    • Seit 2015 Mitherausgeberin der interdisziplinären Reihe „Religion in der Bundes­republik Deutschland“ bei Mohr Siebeck, Tübingen (gemeinsam mit Proff. Christian Albrecht, Reiner Anselm, Andreas Busch, Hans Michael Heinig, Christiane Kuller).
    • Seit 2015 Mitherausgeberin der Reihe „Einführungen in die Geschichts­wissenschaft“ bei Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen (gemeinsam mit Prof. Dr. Johannes Paulmann, Institut für Europäische Geschichte, Mainz), die ersten Bände sind in der Niederschrift.
    • Seit Januar 2014 Mitherausgeberin der Reihe „Studien zur Internationalen Geschichte“ bei Oldenburg, München (gemeinsam mit Proff. Eckart Conze, Julia Angster, Marc Frey, Wilfried Loth, and Johannes Paulmann).
    • Seit 2011 Mitherausgeberin der biographischen Reihe „Mensch – Zeit – Geschichte“ bei Kohlhammer, Stuttgart (gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Steinbach und Dr. Reinhold Weber).

Ankündigungen und Neuigkeiten